Alle kennen Venedig. Selbst jene, die noch nie dort gewesen sind.
Doch die Lagune rundum ist nahezu unbekannt. Es ist eine Wüste aus Wasser, mit aller Ambivalenz, die Wüsten eigen ist: Leben und Tod, Schönes und Hässliches, magische Momente und triste Realität – all das liegt hier unmittelbar nebeneinander.
Der Bildband fängt die wahre Poesie Venedigs ein, die heute nur noch in den Weiten der Lagune zu spüren ist. Die Stadt selbst bleibt im Hintergrund. So hat man Venedig noch nie gesehen.
Preview
An manchen Tagen ist die Lagune still und spiegelglatt.
Himmel und Wasser haben die gleiche Farbe.
Der Horizont ist nicht mehr zu erkennen.
Fährt ein Boot vorbei, scheint es zu schweben.
Wenn Nebel in der Lagune hängt, entsteht ein ähnliches Phänomen.
Alles scheint sich in einem weiß-grauen Nichts aufgelöst zu haben.
Venedig ist weit weg - und bestimmt dennoch alles.
Vor allem das Leben der Menschen der Lagune.
Viele von ihnen besuchen die Stadt oft jahrelang nicht, genauso wenig wie das Festland. Sie leben verstreut auf ein paar Inseln inmitten einer riesigen Wasserfläche. In einem Parallel-Universum zum Festland und zu den Palästen von Venedig.
Aber die Stadt mit ihren Klischees kommt zu ihnen und bestimmt ihr Leben, ob sie es wollen oder nicht.
Zum Symbol dieser Region wurden die Fischer - die "Fischer von Venedig".
Ein Mythos der Tourismusindustrie.
Wie aber sieht die Wirklichkeit aus, in einer Welt, in der ALLES als Fotomotiv gilt: Selbst die verlassenen Boote, die im Wasser vor sich hin rosten, die verfallenden Fischerhütten, die winzig kleinen Häuser und Wohnungen auf den Inseldörfern?
Wie leben die paar letzten "Fischer von Venedig"?
Manchmal scheinen die Menschen in der Lagune wie Beckett´sche Figuren auf eine bessere Welt zu warten, die jedoch nie besser wird...
Behind the pictures
Der Filmregisseur, Drehbuchautor und Produzent Klaus T. Steindl war für die TV-Doku „Wildes Venedig“ ein Jahr lang in der Lagune von Venedig unterwegs. Dabei sammelte er atemberaubende Bilder aus allen vier Jahreszeiten und authentische Geschichten der „letzten Fischer von Venedig“.
Es ist für Außenstehende nicht einfach, Zugang zu den Fischern zu finden. Erst nach unzähligen Begegnungen ist es Klaus T. Steindl gelungen, mit manchen von ihnen eine Vertrauensbasis aufzubauen.
Der Bildband begleitet einige Fischer über ein Jahr lang - mit ihren Familien in ihrem oft absurd erscheinenden Alltag in einer Welt aus Wasser. Giorgio ist die Hauptfigur. Er pendelt zwischen seiner schäbigen Fischerhütte irgendwo in der Lagune und seiner Familie in Cavallino.
Die Erzählungen sind fragmentarisch und werden bewusst lapidar behandelt. Vieles wird immer ein Rätsel bleiben...