Für die ORF-Schiene „kreuz und quer“ entstand eine TV-Doku, die als packendes Kammerspiel inszeniert ist und dadurch einen unerwarteten Sog entwickelt. Im Fokus steht eine junge Journalistin (Constanze Passin), die 1948 einem Fall von außergewöhnlicher Zivilcourage einer Ordensfrau (Maria Happel) während des Nazi-Regimes auf der Spur ist...
Für die filmische Umsetzung der berührenden und aufwühlenden Historie wurde der Weg der maximalen Reduktion beschritten: Die Handlung des Dokudramas „Schwester Courage“ spielt in einem einzigen Raum, zeitlich verdichtet auf einen Nachmittag. Eine junge Journalistin, die mit ihren Eltern die Naziherrschaft im Exil überlebt hat, besucht kurz nach Kriegsende die Ordensfrau Anna Bertha Königsegg, um mit ihr ein Interview zu führen. Sie hat vom "Euthanasie"-Programm der Nazis gehört und ist bei ihren Recherchen auf die Heime der Salzburger "Barmherzigen Schwestern" und auf den Namen der damals zuständigen Visitatorin gestoßen. Das Interview entwickelt sich zu einem spannenden Ringen zwischen einer toughen säkularen Frau und einer gläubigen Katholikin, die sich anfangs skeptisch gegenüberstehen, aber zunehmend erkennen, dass sie das selbe Ziel verfolgen: eines der furchtbarsten Verbrechen der Menschheitsgeschichte ans Licht zu bringen. Getragen wird das dichte Kammerspiel von der schauspielerischen Präsenz der beiden Darstellerinnen Maria Happel und Constanze Passin. Feine Nuancen in Blicken und Gesten, knappe, unpathetische Dialoge, die präzise Lichtführung und nicht zuletzt der surreale, körperlose Gitarrensound im Hintergrund erzeugen einen Sog, dem man sich kaum entziehen kann.
Zusätzliche Spannung entsteht durch die eingefügten dokumentarischen Elemente: neu entdecktes, bewusst gegen Menschen mit Behinderung manipulierendes Propagandamaterial des Dritten Reichs, historische Filmaufnahmen, Fotos, Originaldokumente sowie Interviews mit Historikern und Zeitzeugen wie Dr. Walter Thaler, dem Bruder eines von den Nazis ermordeten Kindes.
Die Dreharbeiten zu den Spielszenen fanden im Wiener Franziskanerkloster im 1. Bezirk statt, für die Dokumentarszenen wurde an Original-Locations gefilmt wie z.B. im Mutterhaus der "Barmherzigen Schwestern" in Salzburg sowie im ehemaligen Behindertenheim Schloss Schernberg und im Nazi-Tötungslager Schloss Hartheim.
Inhalt
"Schwester Courage" beleuchtet das Schicksal einer tragischen „Heldin“: Anna Bertha Königsegg, Visitatorin der "Barmherzigen Schwestern" in Salzburg, kämpfte gegen die systematische Tötung von behinderten Menschen im so genannten "T4-Programm" der Nationalsozialisten. Ihr Gewissen ließ Anna Bertha Königsegg handeln, als andere weg schauten: Trotz der Gefahr verhaftet und in ein Konzentrationslager überstellt zu werden, setzte sich die "Barmherzige Schwester" für Menschen ein, für die im Dritten Reich kein Platz vorgesehen war. In der Aktion "T4" ermordeten die Nationalsozialisten ab 1940 systematisch Menschen mit körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen. Als die Schergen der Salzburger Gauleitung die Heime ihres Ordens räumen und die Schützlinge ermorden wollten, stellte sie sich entschlossen dagegen - dennoch konnten nur wenige gerettet werden.
Die Fernsehdokumentation ruft diese heute fast vergessenen Widerstandsfigur in Erinnerung, fragt nach dem Menschen Anna Bertha Königsegg und zeigt ihr Vermächtnis im Heute: Haltung!
"Die Macht des Bösen lebt von der Feigheit der Guten!"
(Anna Bertha Königseg)
Rahmenhandlung & historischer Hintergrund
Basis des Dokudramas ist ein fiktives Interview: Im Jahr 1948 besucht die Journalistin einer von den Alliierten neu gegründeten Zeitung Anna Bertha Könisgegg im Mutterhaus der "Barmherzigen Schwestern" in Salzburg, um mit ihr über die Geschehnisse während der Zeit des Dritten Reich zu reden.
Anfangs steht die Ordensfrau der Journalistin noch skeptisch bis ablehnend gegenüber, beginnt dann aber doch zu erzählen: Wie sie versuchte, "ihre" Schützlinge zu retten, wie ihr Umfeld und die zuständigen Behörden reagierten, warum es ihr nur bei einigen wenigen gelang und wie sie mit diesem Scheitern umgeht. Die Journalistin - die selbst nicht religiös ist - wird zunehmend von der starken Persönlichkeit ihres Gegenübers fasziniert.
Im Jahr 1948 tauchen tatsächlich die ersten Artikel über Anna Bertha Königsegg und ihren Taten in diversen Medien auf. Die Öffentlichkeit beginnt sich zaghaft für die Geschichte zu interessieren, Journalisten bereiteten die Inhalte auf und starten Recherchen. Die Journalistin im Film gab es nicht wirklich. Sie ist ein Symbol für all diejenigen, die dem Fall nachgingen, stellt die Fragen, die damals gestellt wurden, und die auch von heutigen Historikern gestellt werden und wahrscheinlich von jedem interessierten Menschen.
TV-Dokudrama
52 Min.
Buch: Klaus T. Steindl
Regie: Klaus T. Steindl
Produktion: Metafilm
Besetzung:
Anna Bertha Königsegg ………………………… Maria Happel
Journalistin Dorothea Will ………………………Constanze Passin
Vinzentinerin (Nonne)…………………………… Karin Watabe-Wolfger
Bildnachweis: © Metafilm GmbH 2019