5. November 1948: Minister Peter Krauland und seine Mitarbeiterin Margarethe Ottillinger passieren die Grenze zwischen amerikanischer und sowjetischer Besatzungszone an der Ennsbrücke.
Was sie nicht wissen: Die sowjetischen Grenzsoldaten haben den Auftrag, die junge Frau zu verhaften. Trotz ihrer Jugend ist die 28-jährige Sektionsleiterin Margarethe Ottillinger eine Schlüsselfigur in Österreichs Wirtschaft nach dem Zweiten Weltkrieg. Vor den Augen des Ministers wird sie von den Sowjets festgenommen.
Danach folgen Anklage und Verurteilung: Beihilfe zur Flucht, Spionage für die Amerikaner.
Ihre Verhaftung wird zum spektakulärsten Fall von Verschleppungen der sowjetischen Besatzungsmacht in der jungen 2. Republik. Er beschäftigt Medien, Öffentlichkeit und Regierung.
Sieben Jahre nach ihrer Verurteilung als Spionin kommt Margarethe Ottillinger nach Österreich zurück. Sie hat einen langen Leidensweg hinter sich. Sieben Jahre Haft im Gefängnis und Gulag, sieben Jahre Entbehrung, Krankheit, sieben Jahre zwischen Leben und Tod. Sie kommt als ein anderer Mensch zurück, weiß von den menschlichen Abgründen, aber auch von der Kraft des Zusammenhalts.
Warum wurde Ottillinger verhaftet? Weshalb wurde die junge Beamtin, die für den Wiederaufbau Österreichs mitverantwortlich war, für die Sowjetunion dermaßen gefährlich, dass man sie um jeden Preis verschwinden lassen wollte?
Die Hintergründe zum Fall Ottillinger liegen seit Jahrzehnten in Moskauer Archiven verborgen. Der österreichische Historiker Stefan Karner hat die verschlossenen, geheimen Dokumente zu Tage gefördert. Anhand der gefundenen Verhörprotokolle, der Recherche an Originalschauplätzen und Gesprächen mit Experten kann nun zum ersten Mal der Fall Ottillinger lückenlos rekonstruiert werden.
Dabei kommt Unglaubliches ans Tageslicht: Margarethe Ottillinger wurde Opfer des kalten Kriegs. Des Machtkampfs zwischen Ost und West. Aber auch Opfer einer Welt, in der sie zu rasch Karriere gemacht hatte.
TV-Dokumentation für ORF Universum History
45 Min., HD
Ein Film von Klaus T. Steindl
Produktion: epo-film